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Die letzte Ruhestätte des grossen Schrifstellers    

Auf der Südseite der Lützelflüher Kirche befindet sich das Grab von Jeremias Gotthelf. In unmittelbarer Nähe sind auch der Gedenkstein für seine Mutter Elisabeth Bitzius-Kohler und die Gräber von zwei weiteren bekannten Lützelflüher Persönlichkeiten anzutreffen: Emanuel Friedli und Simon Gfeller.

Emanuel Friedli (1846 - 1939) war ein Dialekt-, Kultur- und Wirtschaftsforscher bernischer Regionen. Seine sieben Bände zur Dialekt- und Kulturforschung unterschiedlicher bernischer Gemeinden (Lützelflüh, Grindelwald, Guggisberg, Ins, Twann, Aarwangen und Saanen) bilden noch heute unverzichtbare Standardwerke.

Simon Gfeller (1868 - 1943) war ein bekannter Mundartdichter, dessen Romane wie "Heimisbach" oder "Müeti, Drätti u der Chlyn" zum Besten gehören, was in Berner Mundart je geschrieben wurde.  


Grabstein Jeremias Gotthelfs

Die Inschriften

"Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Grab, wo ist dein Sieg?"
(Cor. XV54, 55)

und

"Wer wahrhaftig ist, der saget frei, was recht ist, und ein wahrhaftiger Mund bestehet ewiglich"

(Sprüche XII, 17, 19)

hat die Witwe Henriette Bitzius selbst für das Grab ihres verstorbenen Gatten ausgewählt.


Ansicht des Grabsteins um 1943 mit der knorrigen Traueresche

Eine frühe Fotografie des Grabes von Jeremias Gotthelf. Sie stammt aus dem Berner Heimatbuch von 1943 "Jeremias Gotthelf in Lützelflüh".

Majestätisch steht die knorrige Grabesche hinter dem Grabstein, fast ein wie ein Symbol für den kantigen Charakter des grossen Schriftsteller.

Gepflanzt hatten die Lützelflüher den Baum ein Jahr nach Gotthelfs Tod - aus Respekt vor dem bekanntesten Gemeindeglied und in Anerkennung seines schriftstellerischen Werkes.

Um ungebeten Besucher davon abzuhalten, das Grab zu betreten, war damals sogar noch ein Eisenzaun errichtet worden.


Grabstein Gotthelfs - Zeichnung A. Ggysling, Uetendorf

Respektvolle, detailgenaue Tuschzeichnung von A. Gysling, Uetendorf.

Illustration aus Max Frutigers Buch "Die Gotthelf-Kirche in Lützelflüh", 1974


Grabmal Gotthelfs um 1988

Das Grab mit der Esche, Sträuchern und Blumen, Bild aus Hanns Peter Holls Standardwerk «Jeremias Gotthelf», 1988.

Der Zaun ist inzwischen entfernt worden. Das Bild zeigt die prächtige Situation nahe der Seitentüre der Kirche, und noch immer hat die Grabesche ihr einmalig-knorriges Gepräge.

Was für ein prächtiger Anblick!

Das Bild stammt aus dem «Eidgenössischen Archiv für Denkmalpflege»; dies deutet an, dass das Ensemble denkmalpflegerische Bedeutung hat!  


Gotthelfs Grabstätte bildet zusammen mit den Grabsteinen von Emanuel Friedli und Simon Gfeller eine wunderbares Ensemble.

Gotthelfs Grabstätte bildet zusammen mit den Grabsteinen von Emanuel Friedli und Simon Gfeller eine wunderbares Ensemble.

Es ist dies ein schweizweit einmaliges Zusammentreffen von Grabsteinen grosser Geister eidgenössischer und bernischer Literatur und Sprachkultur. 


Grabstein Gotthelfs ohne Bepflanzung und Traueresche 2021: Was für ein erbärmlicher Anblick!

Aus uns unverständlichen Gründen wurde dieses einmalige Ensemble von nationaler Bedeutung im August 2021 unwiederbringlich zerstört! 

Was für ein erbärmlicher Anblick!

Das Leitungs-Team des Gotthelf Zentrums wurde über diese gewaltsame Aktion nicht informiert und vor vollendete Tatsachen gestellt.

Wir distanzieren uns einhellig davon und sind voll Unverständnis und Trauer.


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Ende November 2021 wird die Grabanlage mit den drei Ruhestätten von Jeremias Gotthelf, Emanuel und Simon Gfeller halbwegs befriedigend neu gestaltet. Es braucht nun definitiv eine längere Zeit, bis sich die Pflanzen entwickeln und dem Ensemble wieder einen wirklich würdigen Rahmen geben.


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Juli 2023: Die Grabstätte hat sich von der "Schandtat" von vor zwei Jahren einigermassen erholt - und der Baum ist auch schon gewachsen...


Bourbaki Gedenkstein von 1904

Auch auf der Südseite der Kirche: Der Bourbaki Stein, errichtet 1904 im Gedenken an die internierten Bourbaki-Soldaten in Lützelflüh

18711870/71 herrscht zwischen Deutschland und Frankreich Krieg. Ende 1870 wird die „Armée de l’Est“ unter General Charles Denis Bourbakis Kommando von der deutschen Süd-Armee Edwin Manteuffel in der Schlacht an der Lisaine jenseits der Schweizer Grenze geschlagen und eingekesselt.

Den rund 87‘000 französischen Soldaten bleibt Anfang Januar 1871 nur die Flucht und der Übertritt in die Schweiz an verschiedenen Orten im Neuenburger Jura. Die Männer sind von den Entbehrungen des Krieges gezeichnet und lassen sich willig entwaffnen und ins Hinterland führen. Anschliessend werden sie über das ganze Land verteilt und finden vorübergehend Unterkunft. 

So kommen auch 247 Soldaten nach Lützelflüh! Die Gemeinde heizt die Kirche und die Bauern bringen Stroh, so dass die Männer erst einmal zur Ruhe kommen. Auch für Verpflegung ist gesorgt. Es werden Massnahmen zur Vermeidung einer Feuersbrunst getroffen und im nahen Schulhaus wird ein Wachtlokal eingerichtet.


Grabstein Gotthelfs Zustand vor 2021