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Die Käserei Waldhaus - gegründet zur Zeit von Jeremias Gotthelf

Käserei Waldhaus

Ab den 1820er-Jahren grassiert im Bernbiet das "Käsfieber": Eine Käserei nach der anderen entsteht, auch in Lützelflüh, in Waldhaus, in Grünenmatt oder in Ranflüh. All dies inspiriert Jeremias Gotthelf zum Roman "Die Käserei in der Vehfreude".

Als aufmerksamer Beobachter bekommt er die Entstehung der Käsereien und die damit verbundenen Vorteile, aber auch Sorgen und Problem hautnah mit. Und macht die Sache, wen wundert das, zum Thema eines seiner schönsten Romane mit dem Titel "Die Käserei in der Vehfreude".

Die humorvolle Dorfgeschichte gehört zu seinem Spätwerk. Sie erscheint 1850 bei Julius Springer in Berlin, dem Hauptverleger Gotthelfs. Wir vernehmen, wie es den Vehfreudigern mit ihrer neuen Käserei ergeht.

Albert Anker: Illustration aus der "Käserei in der Vehfreude"
Albert Anker: Illustration aus der "Käserei in der Vehfreude"

Statt ein neue Schulhaus zu bauen, wie es die Regierung verlangt, errichten sie eine Käserei: Das ist modern und verspricht Reichtum - und man kann damit "denen in Bern" beweisen, dass man es sich leisten kann und genügend Geld hat!
 
Weil aber fast jeder, auf Eigennutz bedacht, die Milch „panscht“, genügen die Käse den Qualitätsansprüchen der Käsehändler nicht, der Gewinn wird kleiner als erhofft.
 
Gotthelf thematisiert eindrücklich den Einbruch der Moderne in die bäuerliche Welt, zeigt, wie vor allem die Frauen unter der Käserei leiden, wie sich die Bauern wegen des Kaufs von Kühen verschulden. Und es geht auch um Aberglaube, Missgunst und um Dummheit! Und nicht zuletzt um eine berührenden Geschichte zweier Liebenden, dem ehemaligen Verdingkind Änneli und Felix, dem Sohn des Ammanns, des „Dorfkönigs“.

Die Käsereien in Lützelflüh und Umgebung haben ihm sicher manches "Müsterli" geliefert, das er in seinem Roman eingearbeitet hat.

Gotthelf erweist sich im Übrigen als grosser Kenner der Materie: Das zweite Kapitel trägt den Titel "Naturgeschichte der Käsereien" - und darin erklärt er, wie und warum die ehemaligen Alpkäsereien ins Tal hinunter kamen, wie die Züchtung von Kunstgras mehr Milchleistung brachte, wie sich die Bauern der Dörfern zu Käsereigenossenschaften zusammenschlossen und wie der Käsehandel gross wurde. Diese Kapitel ist eine kleine und sehr kompetente Wirtschafts- und Kulturgeschichte des Käsereiwesens. Auch hier gilt: Gotthelf war auf der Höhe der Zeit!

Franz Schnyder: Käserei in der Vehfreude
Franz Schnyder: Käserei in der Vehfreude

Franz Schnyder hat den Roman 1958 genial verfilmt - hier zwei Szenenbilder. Im Gotthelf Zentrum kann im Übrigen die DVD dazu erworben werden! (Fotos PRAESENS FILM AG)