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Bauernhaus im Weiler Waldhaus als Vorbild des "Liebiwyl-Hofs" im Roman "Geld und Geist"

Bauernhaus in Waldhaus, Hof "Liebiwyl"

"Geld und Geist" gehört zu Gotthelfs klassischen Romanen, in denen er das Hohelied des Emmentaler Bauerntums singt. Dazu gehören im Weiteren die beiden Uli-Romane "Uli der Knecht" und "Uli der Geist", "Anne Bäbi Jowäger" oder "Die Käserei in der Vehfreude".

Der Roman heisst mit vollem Titel "Geld und Geist oder die Versöhnung", entstand 1843/44 in drei Teilen und wurde vorerst erst in der Sammlung "Bilder und Sagen der Schweiz" publiziert.

Geld, Geiz und Gewinnsucht stehen im Zentrum dieses Romans: Auf dem prächtigen Emmentaler Liebiwyl-Hof lebt schon seit Generationen die gleiche Familie in Harmonie und Frieden. Doch das Leben gerät aus den Fugen, nachdem der besonnene Bauer sich zur Spekulation mit Mündelgeldern hat überreden lassen. Der Vorfall vergiftet die Atmosphäre, die Eheleute Christen und Änneli leben plötzlich im Streit, auch die Kinder Resli, Christeli und Annelisi leiden unter der unerfreulichen Situation: Das Geld hat über den guten Geist gesiegt.

Erst nach einem Gottesdienst-Besuch, an dem der Pfarrer über den guten Geist und über Vergebung predigt, erkennt Änneli, dass sie den ersten Schritt tun muss. Nun wird Versöhnung möglich - der Geist siegt über das Geld. Eben als die Familie nach einem gemeinsamen Predigtbesuch an Pfingsten glücklich und friedlich in der Hofstatt zusammensitzt, erschallt die Feuerglocke und die beiden Söhne machen sich auf, um bei den Löscharbeiten zu helfen.

Hier hörte die ursprüngliche Fassung auf - doch damit waren die Leserinnen und Leser nicht zufrieden und riefen nach einer Fortsetzung. Mit der Feuersbrunst hatte Gotthelf ja quasi einen "Cliffhänger" geschaffen... und in zwei Teilen führte Gotthelf die Geschichte dann tatsächlich weiter.


Franz Schnyder "Geld und Geist"
Franz Schnyder "Geld und Geist"

1964 verfilmte Franz Schnyder den Roman als letzten seiner Gotthelf-Film, den ersten und einzigen in Farbe. Im Jahr der EXPO64, in einer Zeit, als der "neue Schweizer Film" die Kinos eroberte und in der Schweiz eine gewisse Aufbruchsstimmung herrschte, kam der bedächtige, aber doch etwas altmodische Film zwar beim Publikum gut an, jedoch nicht bei der Kritik.


In der Fortsetzung lernen wir den Dorngrüt-Bauern und seinen Hof kennen: Einen eigensinnigen, egoistischen und geldgierigen Grobian. Gotthelf vereint in ihm alle schlechten Eigenschaften - und den für ihn so typischen, negativen Zeitgeist. An einem Tanzanlass haben sich nämlich dessen Tochter Anne Mareili und Resli erstmals getroffen. Es entsteht eine zärtliche Liebesbeziehung, welche der Dorngrüter alsbald für seine Zwecke missbrauchen will: Falls Resli Anne Mareili heiraten würde, verlangt er einen absolut unanständigen Ehevertrag, der im Fall des Todes von Resli vorsieht, dass der Liebiwyl-Hof Anne Mareili zufällt und damit dem Dorngrütter. Resli stellt das Ansehen Familie und den Ruf seines Hofes jedoch über das eigene Glück und will auf Anne Mareili verzichten. Es scheint, als das Geld über den Geist siegen würde...
Inzwischen ist Änneli krank geworden und liegt im Sterben. Sie hätte es gerne gesehen, wenn Anne Mareili als Schwiegertochter auf den Hof gekommen wäre. Kurz bevor sie im Kreis der Familie die Augen für immer schliesst, erscheint das Mädchen vom Dorngrüt-Hof: Sie ist vor ihrem unflätigen Vater geflohen. Nun kann Änneli getrost sterben, Anne Mareili und Resli können ihr Glück finden.

Somit sei der Roman "vollendet", schreibt Gotthelf in seinem Nachwort: Auch wenn Änneli noch nicht einmal beerdigt sei, wenn man die Umstände nicht kenne, die Anne Mareili an das Sterbebett von Änneli gebracht, die Heirat noch nicht stattgefunden und man nichts über das Schicksal des Dorgrütters vernommen habe. Er hatte nun ganz offensichtlich "genug" von der Geschichte und fand zudem, dass der friedliche Tod von Änneli ein würdiger Abschluss sei.